Feb 15 2010

Freitag, 05.02.10 Arthurs Pass bis Cave Stream Reserve (Neuseeland)

Zwar haben wir uns den Wecker gestellt, um schon um kurz nach 08:00 Uhr unsere Wanderung beginnen zu können, doch das klappte nicht ganz.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, haben wir unsere Wanderrucksäcke gepackt und sind dann in die Visitor-Info gegangen. Da wir uns mit dem Avalanche Peak Track zwar eine sehr beliebte aber auch sehr anspruchsvolle Tageswanderung ausgesucht hatten, die bis über die Baumgrenze zu einem falschen Gletscher führt, empfahl es sich, eine sogenannte “Intention Card” auszufüllen. Dort trägt man die geplante Wanderung  mit Beginn und erwarteter Rückkunft ein, sodass ein Suchtrupp ausrücken kann, wenn an zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder zurück ist, bzw. sich ausgetragen hat (das sollte man deshalb auf keinen Fall vergessen!).

Die Wetterprognose für den heutigen Tag war gut. In er Nacht wurden –2 Grad auf dem Gipfel gemessen, für den heutigen Tag war heißes Sommerwetter angesagt und evtl. kurze Hitzeschauer. Wir packten also auch die Regenjacken ein. So fühlten wir uns gut vorbereitet und brachen um 09:45 Uhr zum Startpunkt der Wanderung auf.

Zwei Wege führen zum Gipfel, der Avalanche Peak Track und der Scotts Track. Beide zusammen ergeben einen Rundweg, wobei man den Avalanche Peak Track nach oben nehmen sollte, denn dieser ist um einige steiler und somit absolut ungesund, bergab zu laufen.

So schickten wir uns also an, 1100 Höhenmeter zum Gipfel hoch zu steigen. Eines kann ich sagen, diese Bergtour war mit Abstand das Härteste, das wir bisher gemacht haben. Und hätte ich vorher gewusst, auf was ich mich da einlasse, dann hätte ich wahrscheinlich gezögert…

Der Weg bis zur Baumgrenze führte durch Wald und war nicht nur absolut heftigst steil, sondern weniger Weg  als Steine, Geröll und immer wieder mit Passagen durchzogen, an welchen man wirklich klettern musste, 1-2 Meter. Das war schon nicht Ohne und recht anstrengend.

Aber dafür gab es auch immer wieder einen traumhaften Ausblick auf das wunderschöne Bergpanorama.

Doch erst als wir die Baumgrenze hinter uns gelassen hatten, wurde es richtig anspruchsvoll. Die Steigungen waren weiterhin sehr sehr steil. Hinzu kam jedoch, dass man von nun an auf sehr schmalen “Wegen” lief, wo es links und rechts hunderte Meter steil in die Tiefe ging. Heftig! Auf den Fotos kann man das gar nicht wirklich festhalten.

Ich kam nicht nur so gut wie ans Ende meiner Kräfte, sondern mein Herz klopfte auch noch wie wild, da man so enge Passagen überqueren musste in dieser Höhe, dass es mich wirklich bei jedem einzelnen Schritt Überwindung kostete, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es ist kaum zu beschreiben…

Landschaftlich ist diese Tour jedoch der absolute Hammer!! Die Aussicht ist wunderschön und einmalig. Man sieht all die anderen Gipfel, schneebedeckt zum Teil, traumhaft.

Das letzte Stück zum Gipfel war mich zu heftig und was genug ist, ist genug. Hier musste man nämlich über fast lose Steinplatten und Geröll gehen, an der engsten Stelle hat man nur 30 cm Breite und daneben geht es in die Tiefe, endlos…

Ich blieb also vorher an einer etwas sichereren Stelle sitzen. Stefan hat es gewagt und tolle Aufnahmen gemacht, denn man hat von dort eine 360 Grad Rundumaussicht.

Selbst hier oben saß ein frecher Kea, der einem Wanderer, der sein T-Shirt zum trocknen ausgebreitet hatte, dieses fast geklaut hat 😉

Nach längerer Pause in diesem umwerfenden Panorama machten wir uns dann auf den Rückweg. Gemeinsam mit Andreas, einem netten Kerl, der schon seit Mai letzten Jahres in Neuseeland ist und der uns beim Aufstieg nach einem kurzen Ratsch schon überholt hatte.

Runterwärts gingen wir also wie schon erwähnt den Scotts-Track. Zwar war der Aufstieg schon extrem anstrengend, doch bergab ging es nun richtig in die Knie und Muskeln. Heftig. Doch auch hier wurden wir wieder mit absolut tollen Ausblicken belohnt.

Wie schon der Avalanche Peak Track führte der “Weg der keiner war” auch hier immer wieder super nah am Abgrund entlang, und man musste schon zusehen, wohin man seine Schritte setzte.

Da Details eh kaum in Worte zu fassen sind, hier nur so viel: wir stiegen 1100 Höhenmeter hinauf bis auf 1800 Meter am Gipfel und natürlich genauso viel wieder hinunter. Für den Aufstieg benötigten wir vier Stunden, runter ging´s in drei Stunden. Wir haben 4 Liter Wasser getrunken und ich habe zwei Blasen als Erinnerung von der Wanderung mitgebracht.

Fazit: Saugeile Tour, das beste, heftigste, anstrengendste, schönste, herausforderndste, was wir je gelaufen sind.

Im Ort angekommen, gönnten wir uns verdienterweise eine eisgekühlte Cola und ratschten noch mit Andreas. Stolz, zufrieden und geschafft saßen wir da, und dann machte es auf einmal “flatsch”. Ein frecher Kea-Vogel hat den Stefan angeschissen. Bringt das nicht Glück?!

Gewissenhaft haben wir uns bei der Visitor-Information wieder zurückgemeldet, und dann war eine Dusche fällig. In der YHA durften wir trotz Mitgliedschaft nicht duschen (das war in Australien z.B. in jeder YHA für Mitglieder möglich). In der Sanctuary im Ort jedoch gab es für 2 Dollar 6 Minuten Dusche mit heißem Wasser. Es war sogar recht sauber und der Automat so freundlich, dass er viel länger als 6 Minuten heißes Wasser spendete. Echt klasse!

Sauber, sehr zufrieden mit unserer sportlichen Leistung und etwas müde fuhren wir dann noch am Lake Pearson vorbei, wo wir eigentlich auf dem DOC-Campingplatz übernachten wollten, da dieser kostenfrei ist. Doch da es dort schon so voll war, fuhren wir weiter bis zur Rest-Area Cave Stream Scenic Reserve. Hier ist das Campen zwar offiziell wieder einmal nicht erlaubt, aber meist kräht da eh kein Hahn danach, und so blieben wir hier stehen. In Begleitung von zwei weiteren Campern.

Als Betthupferl kochte uns Stefan noch leckere Suppe aus der Dose, sahen noch einen wunderschönen Sonnenuntergang…

und dann fielen wir todmüde ins Bettchen. Gute Nacht!

Wort des Tages: Gipfelstürmer