Jun 18 2010

Samstag, 22.05.10 Merced – Tulare (USA)

Um den Tag im Yosemite Nationalpark auch optimal nutzen zu können, sind wir heute bereits um 06:30 Uhr im Auto gesessen und haben uns noch etwas müde auf den Weg gemacht. Die Straßen waren noch fast menschenleer und so waren wir bereits um kurz nach 08:00 Uhr am Yosemite Nationalpark.

Der Eintritt kostete 20 $ pro Auto und wir bekamen am Eingangstor gleich eine Karte und eine Infozeitung ausgehändigt. Wir entschieden uns erst einmal gegen denn 80$ teueren Jahrespass, der in allen USA Nationalparks gilt, da wir vor hatten, nur 3 Parks zu besuchen. Wie in den meisten Nationalparks kann man mit dem Auto an der Scenic Route entlang fahren und bei diversen Lookouts oder Startpunkten von Wanderwegen Halt machen, um von dort dann die Aussicht zu genießen bzw. auf Wanderung zu gehen. Zudem gibt es Shuttle-Busse (gratis!), die die “Points of Interest” abfahren.

Im Yosemite Nationalpark kann man wirklich Natur pur genießen, Wandern, Rad fahren und Campen bzw. in einer der Lodges oder Motels übernachten. Es ist also wirklich eine Menge geboten und für jeden ist etwas dabei. Da sich fast alle Highlights um das Yosemite Valley herum befinden, kann man diese an einem Tag “abklappern”, wer jedoch mehr Zeit hat, sollte das ruhig auf 2 oder gar 3 Tage ausdehnen, denn es ist einfach wunderschön hier!

Wir kamen bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein gleich bei dem Felsen schlechthin an – dem El Capitan. Fast kerzengerade ragt er aus der Erde; ein toller Anblick, wenn es auch mit ca. 5 Grad noch mächtig kühl war und wir beim Fotos schießen fast zitterten.

Fast gegenüber dieser traumhaften Kulisse befindet sich der Birdalveil Fall, einer der unzähligen Wasserfälle dieses Nationalparks. Unglaublich, diese Landschaft. Wiesen, Wasserfälle, Berge, Seen… und dreht man sich um, findet man mit Sicherheit eine Stelle, die mindestens genauso schön ist wie die gerade bewunderte.

Wir steuerten nun die Visitor Info an. Dort erfuhren wir wie bereits befürchtet, dass die Tioga Road, die West-Ost-Verbindung durch den Nationalpark wirklich noch geschlossen war, ebenso die Glacier Point Road. Das hieß für uns, dass wir ein paar Sachen nicht anschauen bzw. einige kurze Wanderungen nicht gehen konnten und später einen recht großen Umweg fahren müssen in Richtung Death Valley. Aber immerhin waren sonst alle Straßen befahrbar und wir brauchten keine Schneeketten.

Nun nahmen wir erst einmal an einem “Bear-Stroll” teil, einem Spaziergang mit einem super netten und lustigen Ranger, der jede Menge über die Bären erzählte, die hier leben, allerdings auf seinen Spaziergängen mit Touristengruppen witziger Weise noch nie auf Bären gestoßen ist. Es handelt sich um genau zu sein um Schwarzbären, und zwar um richtig viele. Um genau zu sein, doppelt so viele wie für einen Park dieser Größenordnung angedacht sind.

Schwarzbären sind überaus intelligent und lernfähig. Sie haben gelernt, den Proviant der Touris aus den parkenden Autos zu klauen, indem sie an den Fenstern den Rahmen auseinandernehmen und dann ins Auto klettern und sie können nach ein paar mal Üben auch bärengesicherte Mülleimer öffnen usw. Aus diesem Grund darf man keine Lebensmittel im Auto lassen (oder im Zelt, etc.) sondern muss diese in Foodcontainern, die überall im Park zu finden sind, aufbewahren. Tagsüber sollte der Proviant im Auto zumindest gut verpackt und am Besten nicht sichtbar im Kofferraum aufbewahrt werden.

Auch heute wurde die Tradition nicht gebrochen, wir haben auf dem interessanten Spaziergang mit dem Ranger keinen der Riesenteddys zu Gesicht bekommen, hofften aber sehr, dass sich das im Laufe des Tages noch ändern würde.Dafür  durften wir aber eine aufgestellte Bärenfalle bewundern, die hier zum Schutz der Camper aufgestellt sind, und der Ranger sang uns noch ein Ständchen. Ebenso zeigte er uns die bärensicheren Lebensmittelaufbewahrungsboxen.

Die Webseite des Parks hält auch einige Informationen zu Bären bereit, darunter auch ein Video, wie Bären Autos aufbrechen.

Wir machten uns nun zu Fuß auf den Weg zum Mirror Lake. Ein toller Wanderweg führt am Tenaya Creek entlang zu dem See, in welchem sich die umliegenden Berge und Gipfel, wie auch der bekannte Half Dome spiegeln. Leider wurde das Wetter nun immer schlechter, der Himmel wurde düsterer und es fing leicht an zu nieseln, hörte aber glücklicherweise immer wieder auf.

Als wir uns dann auf die Wanderung zum Vernal Fall und zum Nevada Fall begaben, ging das Nieseln langsam in Regen und dann in Schnee über. Ja, Frühling in dieser Höhenlage bringt halt immer auch mal wieder Schnee mit sich.

Der Aufstieg war durchaus anstrengend, allerdings gab es auf dem Weg nach oben immer wieder einen tollen Blick auf die umliegende Berglandschaft.

Das letzte Stück zum Wasserfall war dann im Mix aus Schnee, Regen, Regenpausen und wieder Schneeregen nicht mehr wirklich toll zu gehen, aber als wir dann am Vernal Fall standen, waren wir froh, dass wir doch bis dorthin gelaufen waren. Einfach toll!

Den Aufstieg zum Nevada Fall ließen wir aufgrund der Wetterlage dann allerdings ausfallen, mir war auch wirklich ganz schön kalt inzwischen. Aber es lagen noch so viele interessante Punkte vor uns, dass dies alles nicht weiter schlimm war. Auf dem Rückweg machten wir noch ein kurzes Päuschen in buschiger Gesellschaft.

Durch umwerfende Landschaft ging es zu den Yosemite Falls. Durch den Nebel sahen wir zunächst nur Teile des Lower Yosemite Falls, waren aber davon schon ganz begeistert. Zum Upper Yosemite Fall sind wir nicht gewandert, dafür war die Zeit leider schon zu knapp.

Wir haben uns dann kurz das berühmte Hotel “The Awahnee” angeschaut, das eine recht luxuriöse Unterkunft bietet, und die Kapelle, um dann zu zwei weiteren Aussichtspunkten zu fahren.

Dieses Programm hat den gesamten Tag in Anspruch genommen und wir machten uns nun so langsam auf den Heimweg. An dieser Stelle ein Hinweis: wenn möglich sollte man für den Rückweg die Zeit zwischen 16:00 Uhr und 18:00 Uhr meiden, denn alle Straßen, die zur Ausfahrt aus dem Nationalpark führen, sind hoffnungslos überfüllt und verstopft. Man kommt – wenn überhaupt – nur in Schritttempo vorwärts. Es ist aber super lustig, den wild gestikulierenden Rangern dabei zu zu sehen, wie sie nun zu Verkehrspolizisten mutiert versuchen, an Kreuzungen das schlimmste Verkehrschaos zu lenken 😉

Nach einer gefühlten Ewigkeit im Stopp-and-Go-Verkehr waren wir schließlich doch in Richtung Ausgang vorwärts gekommen, als wir plötzlich stoppen mussten. Denn aus dem umliegenden Wald war eine Schwarzbären-Mama mit ihren 2 Babys mitten auf die Fahrbahn gelaufen, da es dort wohl etwas leckeres zu fressen gab. Wow! Wir stiegen aus dem Auto (wie viele andere Touristen auch) und näherten uns mit Respekt den Bären, um ihnen zu zu schauen. Man muss schon aufpassen, denn gerade wenn es Jungtiere gibt, können diese felligen Kameraden schon aggressiv werden. Doch alles war gut, und irgendwann verzogen sich die 3 Fellnasen wieder. Und wir haben damit doch tatsächlich noch Bären live gesehen!!!!

Kurz vor dem Parkausgang bietet der Tunnel View Point einen tollen Blick auf das Tal, was bei Sonnenschein bestimmt noch viel toller aussehen muss.

Es war nun schon ganz schön spät geworden und wir machten uns auf den Alternativ-Weg in Richtung Osten. Da wir ja aufgrund der Sperrung der Tioga Road nun fast einmal um den Yosemite Nationalpark außen rum fahren mussten, nutzten wir die Gelegenheit und fuhren bei Wawona bzw. kurz nach Mariposa Grove noch zu den Riesen Sequoias.  Diese Mammut-Bäume sind wirklich unglaublich groß und stehen hier in großer Anzahl. Leider wurde es bereits dunkel, und so ließen wir die Wanderung zu den richtig großen Exemplaren dort sein und begnügten uns damit, die kleineren Exemplare nahe des Parkplatzes zu bestaunen.

Mit knurrendem Magen fuhren wir dann in Richtung Fresno auf dem Highway 41. Zum Abendessen kehrten wir bei Taco Bell ein, wo es ein Menü mit Taco, Nachos und Cola für nur 2$ gab. Lecker und billig, so mögen wir das.  In Tulare war unser Akku dann aber doch leer und wir übernachteten im Motel 6. Was für ein toller Tag das doch heute war!

Wort des Tages: Bären-Beobachtung