Dez 30 2009

Mittwoch, 16.12.09 Great Ocean Road (Australien)

Die Geschichtsträchtigkeit des Ortes, an dem wir heute übernachtet hatten, war uns bei der Wahl gestern Abend nicht im Geringsten bewusst… Doch Bells Beach in Torquay ist DER Surfspot Australiens, an dem seit Jahrzehnten die Surfweltmeisterschaften ausgetragen werden (und weitere verrückte Aktionen wie die ersten “Nackt-Surf-Meisterschaften”).

Wir waren gerade aufgestanden und dabei, alles für die Fahrt herzurichten, als 2 Ranger mit ihrem Auto neben uns hielten. Uns war schon ein bisschen mulmig, weil an diesem Platz Übernachtungen laut Infoschild verboten waren. Doch die beiden kamen lediglich, um uns zu warnen, dass heute 40 Grad Celsius erreicht werden würden, wir unbedingt genügend Wasser mitnehmen sollen auf die Fahrt und auf uns aufpassen sollen. Super lieb!

Nach einem kurzen Stopp in der Visitor Information, in welcher uns Rosemary, eine nette alte Dame, mit den Highlight-Infos der Great Ocean Road versorgt hatte, ging es endlich los: Torquay – Warrnambool, die Great Ocean Road lag vor uns. Übrigens eine der 10 Routen der Welt, die man in seinem Leben befahren haben sollte (so wie z.B. auch die Route 66, aber davon werden wir hoffentlich in einem unserer USA-Tagebuch-Einträge erzählen können).

Rosemary aus der Visitor Information hatte uns noch eine CD mit auf den Weg gegeben, mit den richtigen Verhaltensweisen im Falle eines Buschfeuers. Da heute wieder einmal höchste Warnstufe und Total Fire Ban herrschte, haben wir die CD eingelegt und sind nun wirklich schlauer. Im Falle eines Buschfeuers wird demnach dringend angeraten, im Auto zu bleiben, dieses an den Straßenrand zu fahren, Licht und Nebelleuchten anzuschalten und den Körper mit Kleidung zu bedecken. Dann sollte man sich unter Fensterniveau begeben und abwarten, bis die Feuerwand über das Auto hinweg gezogen ist. Klingt im ersten Moment erst einmal gefährlich, finde ich, macht aber durchaus Sinn, wenn man weiß, dass das Gefährliche an einem Feuer, die ausgestrahlte Hitze ist und nicht das Feuer selbst. Auf jeden Fall wissen wir nun Bescheid, haben aber dennoch nicht vor, uns in die Nähe solch eines Feuers zu begeben.

Unser erster Halt fand in Anglesea statt, wo wir kurz am Strand von Point Addis waren.

Es wehte ein kräftiger Wind und trotzdem war es bereits richtig heiß, obwohl die 40 Grad noch nicht erreicht waren. Wir hielten uns hier nicht lange auf, denn wie man uns mitgeteilt hatte, ist der erste Abschnitt der Great Ocean Road der weniger spektakuläre.

In der Ortschaft Aireys Inlet war wieder ein Stopp angesagt. Denn hier steht der Split-Point-Leuchtturm, den wir uns angesehen haben.

Außerdem gab es hier einen Lookout, von wechem wir die Aussicht genießen wollten. Doch leider wimmelte es hier nur so vor lauter sehr lästigen Fliegen, dass wir relativ bald weiterfuhren.

Die Great Ocean Road war heute zwar gut besucht, jedoch nicht total überfüllt, so dass die Fahrt auf der sich am blau-glitzernden Meer entlang schlängelnden Straße wirklich Spaß machte. Die Straße selbst ist auch in einem guten Zustand. Aufgrund des Kurvenreichtums und der Höhenunterschiede der einzelnen Streckenabschnitte liegt die Höchstgeschwindigkeit meist bei 80 km/h, oft ist auch ein deutlich reduzierteres Tempo von 30 bis 60 km/h angezeigt. Doch das ist so absolut in Ordnung, gibt es doch so viele tolle Aussichtspunkte, Buchten und einfach die vorüberziehende, atemberaubende Landschaft zu bewundern, dass eine höhere Geschwindigkeit einfach fehl am Platz ist und einem viele schöne Details und Momentaufnahmen verborgen bleiben würden.

Die Fahrt führte uns weiter in Richtung Lorne. Immer wieder hielten wir an, um die Aussicht zu genießen und es wurde spürbar heißer. Wir waren wirklich froh, einen 10 l Wasserkanister dabei zu haben.

Noch vor der Ortschaft Lorne, zwischen Moggs Creek und Eastern View, befindet sich ein “Monument”, an welchem wohl jeder Tourist anhält. Der Great Ocean Road Memorial Arch ist einfach eine “Must-have-Fotolocation” und so bemühten auch wir einmal mehr den Selbstauslöser unserer Kamera. Klick!

In Lorne nahmen wir die nicht ganz einfach zu findende Abzweigung zu den Erskine-Waterfalls. Vom Parkplatz aus gilt es noch einen etwa 5-minütigen Fußmarsch zu bewältigen (der erst auf dem Rückweg anstrengend wird, wenn es die Stufen wieder hinauf zu steigen gilt!), bis man auf der unteren Aussichtsplattform steht. Die Wasserfälle waren wirklich beachtlich und hatten sogar Wasser.

Anschließend steuerten wir Teddy´s Lookout an. Ein Schild verwies auf einen kurzen Wanderweg von ca. 300m zur ersten Aussichtsplattform, und trotz der wirklich fast unerträglichen Hitze machten wir uns auf den Weg. Hm, die Angabe der Entfernung wurde offensichtlich von einem sehr optimistischen Australier verfasst, denn erst nach gut 15 Minuten durch Dickicht und Gräser erreichten wir den Aussichtspunkt. Aber wir hatten einen tollen Blick über die Bucht, sodass sich der Marsch schon gelohnt hat.

Und auf dem Rückweg sahen wir sogar noch einen der süßen, grunzenden Eukalyptusfresserchen!

Kurz nach Lorne, am Strand namens “The Spit”, wurde es höchste Zeit für eine Erfrischung. Wir sprangen kurz ins eiskalte Wasser – was für eine herrliche Abkühlung bei dieser Hitze – und fuhren dann weiter bis Wye River und Kennett River. Das besondere an diesem Teil der Great Ocean Road ist, dass auf der einen Seite das Meer ist, während auf der anderen Seite der Straße der Great Otway National Park mit seinen dichten Wäldern liegt.

Zwei völlig verschiedene Landschaften, die hier aufeinander treffen.

In den Eukalyptuswäldern bei Kennett River begaben wir uns dann auf die Suche nach den überaus knuddeligen Koalas – und sahen doch tatsächlich hoch oben im dichten Geäst ein paar dieser niedlichen Gefährten. Sogar eine Mama, die gerade ihr ungezogenes Baby zurück pfiff, das zu hoch in den Baum geklettert war.

In Richtung Apollo Bay ging es dann weiter und als wir dort ankamen, war es bereits Nachmittag geworden. Wir waren noch immer ca. 1,5 Stunden Autofahrt von DEM Highlight, nämlich den Twelve Apostles, entfernt. Wir beschlossen, nun Gas zu geben und wollten noch vor Sonnenuntergang dort ankommen.

Gesagt, getan stoppten wir zwar trotzdem noch an der Einen oder Anderen wirklich schönen Stelle und Lookouts, doch wir behielten unser Ziel im Auge und kamen gegen 18:30 Uhr an der Attraktion schlechthin an. Schon die Größe des Parkplatzes, des Info-Centers (das bereits geschlossen hatte) und des angegliederten Hubschrauber-Rundflug-Anbieters ließen darauf schließen, dass hier ein Highlight zu bestaunen sein muss!

Die Felsformation der Twelve Apostles, von denen nur noch 7 existieren und an der Küste entlang im Meer aus dem Wasser ragen, haben wirklich etwas Erhabenes. So toll dieses Wunder der Natur auch war, meine Aufmerksamkeit galt bald etwas ganz anderem.

Unten am Strand lag eine Robbe, die offensichtlich nicht mehr aus eigener Kraft zurück ins Wasser kam. Wir waren zwar weit entfernt hoch oben über dem Sandstrand, doch es sah so aus, als wäre das arme Tier verwundet.

Nur ab und zu hob sie kurz ihr Köpfchen oder bewegte die Schwanzflosse und kam nicht vom Fleck. Mir waren die Twelve Apostles auf einmal total egal, mir tat nur noch die arme Robbe leid und wir überlegten, was wir tun konnten.

Wir eilten zurück zum Parkplatz und gingen schließlich zum Büro der Hubschrauberrundflüge. Ein netter Pilot begrüßte uns und fragte, ob wir fliegen wollen. Ähm, nein, wollten wir nicht. Doch wir fragten ihn nach der Hotline für Wildlife-Injuries und erzählten ihm von der Robbe am Strand. Immer mehr Piloten kamen hinzu und hörten sich die traurige Geschichte an – offensichtlich waren wir ein Phänomen… Schließlich war die Telefonnummer gefunden und ein weiterer Pilot  – offensichtlich ein bisschen angesteckt von meinem Mitleid für die Robbe – drückte mir das Telefon in die Hand und meinte, ich solle gleich von hier aus telefonieren. Umringt von inzwischen ca. 7 Piloten rief ich also an und erfuhr, dass die Wildlife-Hotline nur bei Koalas, Wombats etc. tätig wird, nicht aber meiner Robbe helfen würde. “I know it´s hard, but this is nature…” Diese Aussage war dann zu viel und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Rettungsaktion Robbe war missglückt, ich traurig, die Piloten verwirrt durch meine Reaktion und Stefan auf dem Weg zurück zum Auto bemüht, mich zu trösten.

Nach einer kleinen Pause (Tränen trocknend und wilde Pläne schmiedend, wie der Robbe doch noch zu helfen sei) setzten wir unseren Weg fort, waren wir doch nun inmitten des schönen und spektakulären Abschnitts der Great Ocean Road und der Tag noch hell genug. Loch Ard Gorge wurde also als nächstes besichtigt.Vor dieser Bucht sank Ende des 19.Jahrhunderts die “Loch Ard”, und es gab nur 2 Überlebende, die an dieser Stelle an Land gespült wurden und in der Höhle Unterschlupf fanden.

Der Sandstein ist in dem gesamten Areal in den erstaunlichsten Formationen zu bewundern. Das Blowhole ist ein Beispiel dafür, wie Meer, Wind und Regen an dem Stein zehren und so wunderbare Gebilde hervorbringen.

Bei den Gibson Steps sind wir dann die an der Felsküste befindlichen Stufen hinunter gestiegen und in der Dämmerung am Strand spazieren gegangen.

Inzwischen hatte es ganz schön abgekühlt und Wolken waren heraufgezogen. Wir suchten uns nach Loch Ard ein ruhiges Plätzchen auf einem der Parkplätze und richteten unseren Schlafplatz her. Ein langer, ereignisreicher Tag ging zu Ende, an den wir uns bestimmt noch in Jahren erinnern werden.

Wort des Tages: Robben-Rettung