Feb 16 2010

Sonntag, 07.02.10 Rakaia Gorge bis Ashburton (Neuseeland)

Nach den letzten Tagen mit super schönem Wetter legte der Sommer heute eine kleine Pause ein. Es war mal wieder bewölkt und sah eher nach Regen als nach Sonne aus.

Wir machten uns also auf den Weg in Richtung Methven. Nach einem kurzen Supermarktstopp fuhren wir dann an Mount Somers vorbei und nahmen einen kleinen Abstecher von unserer eigentlichen Route nach Ashburton vor – denn hier in der Gegend gibt es eine Herr der Ringe-Location, die wir uns (bzw. hauptsächlich der Stefan) ansehen wollten.

Bei Mount Potts liegt der Mount Sunday, ein rundlicher Hügel, der isoliert in einer Senke liegt und von Bergen umgeben ist. Dieser beeindruckende Landstrich diente als Kulisse für “Edoras”. Hier entstanden einst die “Golden Hall” und andere Gebäude für das Filmset der Reiter von Rohan aus dem 2. Teil “Die zwei Türme“, doch heute ist davon nichts mehr zu sehen. Alles abgebaut.

Überhaupt ist das Gelände zum ehemaligen Drehort sehr schwer bis kaum zugänglich. Zunächst mussten wir nämlich ca. 25 km Schotterpiste fahren, am Lake Clearwater vorbei in absolute Einöde ohne viel Zivilisation.

Sogar die einstigen Stromleitungen gehörten hier der Vergangenheit an und existierten nicht mehr.

Dann erreichten wir irgendwann einen Parkplatz für´s Auto am Beginn des Weges zum Mount Sunday. Von hier aus sah der Weg noch ganz in Ordnung aus, Schotter zwar und immer wieder kleine Rinnsale im Flussbett die zu überqueren waren, aber sonst ok. Doch dann mussten wir schon das erste breitere Flüsschen überqueren, und kurz danach kam der nächste, noch tiefere Flusslauf. Am 3. Flussarm machten wir Stopp.

Zu viel Wasser, außerdem führte der Pfad dann auch noch mitten durch eine riesige Herde weidender schwarzer Rinder. Was uns danach noch alles erwartet hätte, konnten wir von hier aus noch nicht erkennen. Wir machten also kehrt, hatten unsere Schuhe ganz umsonst durchnässt (Schuhe sollte man bei River-Crossings nämlich immer anbehalten!) und mussten uns dann doch mit dem Blick aus der Ferne auf Edoras zufrieden geben.

Schade, aber die Umgebung die wir so noch mit dem Auto erkundet haben, war auch toll, natürlich immer mit Blick auf Edoras im Mittelpunkt dieser Senke.

Als wir uns dann auf den Rückweg machte, fing es an zu regnen. Wir hielten zunächst kurz am Lake Clearwater, denn wir mussten unsere Schuhe desinfizieren. Hier gibt es nämlich Gebiete, in welchen “Didymo” existiert, eine Algen- oder Pilz- oder Bakterienart im Wasser. Und damit man diese nicht weiterträgt, gibt es Clearing-Stationen, in welchen man Schuhe, Auto etc. absprühen kann.

Dann fuhren wir dekontaminiert weiter und sahen ein Schild am Straßenrand, was mal wieder auf eine historische Stätte hinwies. Wir fuhren ab und fanden eine alte Sandstein-Hütte aus dem Jahr 1872 vor. Innen waren noch ein paar alte Gegenstände und Bilder zu sehen.

Nach diesem interessanten Zwischenstopp fuhren wir dann weiter nach Rakaia, und es regnete immer noch. Rakaia steuerten wir deshalb an, da Neuseelands längste Brücke hier steht. Über die fuhren wir drüber und wollten an der danach folgenden Rest-Area kurz anhalten. Doch es kam anders.

Als wir auf den Rastplatz einbogen, kam ein Mädel auf uns zu. Ulrike und Chris waren hier mit ihrem Camper gestrandet. Sie hatten vergessen, das Licht anzuschalten und nun war die Batterie leer, das Auto sprang nicht mehr an.

Wir wollten gerne helfen, doch weder wir noch sie hatten ein Überbrückungskabel. Mist. Wir überlegten, war wir noch tun konnten. Dann hielt Ulrike einen hilfsbereiten Kiwi an, der sogar solch ein Kabel an Board hatte. Doch dann tauchte das nächste Problem auf, denn niemand wusste, wo in diesem über 20 Jahre alten Toyota die Batterie war. Immer noch im Regen suchten wir das gesamte Auto ab – aber die Batterie fanden wir nicht.

Nach ca. 20 Minuten – alle waren inzwischen tropfnass – gaben wir auf und der hilfewillige Neuseeländer wurde entlassen. Wir befragten unser Navi nach Werkstätten in der Umgebung, und fuhren Chris mit unserem Auto nach Rakaia. Doch leider war es ja Sonntag Abend und die Werkstatt somit geschlossen. Hm. Wir fragten dann noch an der Tankstelle nach, ob die noch einen Tipp für uns hätten, wer helfen könnte, doch außer den AA anzurufen (sowas wie der ADAC) wussten sie auch keinen Rat.

Wir fuhren also wieder zurück über die längste Brücke Neuseelands (inzwischen zum 3. Mal) und parkten neben dem schwächelnden Toyota. Schließlich rief Ulrike den AA an, die einen Mechaniker auf den Weg schicken wollten. Als wir hörten, dass Hilfe kam, wollten wir uns auch wieder auf den Weg machen und weiterfahren, um nach einer Schlafstätte zu suchen.

Wir witzelten noch darüber, wie es wäre, wenn auch unsere Batterie nun schwächeln würde und was war – wir drehten den Zündschlüssel, doch das Auto sprang nicht an! Die Batterie war ebenfalls tot! Warum, wissen wir nicht, denn gerade waren wir ja noch gefahren. Wir lachten uns alle kaputt über diese bizarre Situation.

Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, sodass wir die Gelegenheit nutzten und uns was zu Essen kochten. Während wir dann auf den Mechaniker warteten, ratschten wir, und waren mittlerweile ganz schön durchgefroren.

Als Damon, der Mechaniker schließlich kam, fand auch er die Situation sehr witzig. Unser Auto war schnell fremdgestartet und lief wieder, doch beim Toyota von Ulrike und Chris fand auch er die Batterie nicht, und das obwohl er einige Jahre in einer Toyota Werkstatt gearbeitet hatte. Er konnte das System dann aber überlisten und an welchem Kabel auch immer überbrücken – auch Auto Nr. 2 lief also wieder.

Da wir mindestens eine halbe Stunde fahren sollten, um die Batterie wieder aufzuladen, eskortierte Damon uns nach Ashburton. Er brachte Ulrike und Chris zu einem Hostel, da diese so durchgefroren nicht im Camper schlafen wollten. Uns war ein Zimmer zu teuer. Da hier im Stadtgebiet Campen überall verboten war, bot Damon uns an, vor seinem Haus zu parken. Damit noch nicht genug, er bat uns auch noch auf einen Kaffee herein, unglaublich lieb. Wir saßen dann also abends bei ihm zu Hause, zusammen mit seiner Frau und seiner Mama, die im Bademantel vor dem Fernseher saß und gar nicht so sehr überrascht schienen, dass Damon da noch “Besuch” mitbrachte. Das wohlgemerkt abends um 22:30 Uhr. Wir durften dann noch das Bad benutzen und waren echt überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Solch nette Begegnungen ergeben sich echt immer unverhofft.

Wort des Tages: Gastfreundschaft