Mrz 8 2010

Freitag, 26.02.10 Cascade Creek – Milford Sound (Neuseeland)

Wir hatten uns den Wecker gestellt, sind aber trotzdem erst um 10:00 Uhr los gekommen. Es gab ja auch nicht wirklich einen Grund zu hetzen. Treffpunkt zum Kajakfahren war erst um 14:30 Uhr in Milford, wir hatten also jede Menge Zeit.

Wir hielten gleich nach ein paar Minuten Fahrt am Kaka Creek Lookout an, und bekamen einen kleinen Vorgeschmack auf die Mengen an Touristen, die genau wie wir hier unterwegs waren, um die traumhafte Umgebung zu bewundern. Wir fanden kaum Platz, um unser Raumschiff zu parken…

Die Strecke ist aber auch toll, und man muss beim Autofahren wirklich arg konzentriert sein, denn immer wieder steigt jemand extrem auf die Bremse, um an den Straßenrand zu fahren und ein Foto zu machen, schert dann wieder aus auf die Straße oder fährt Schlangenlinien, vor lauter Knipserei am Steuer 😉 Auch wir hielten wie gestern schon an vielen Stellen an, um Bilder der Umgebung zu machen. Und ein Platz war dabei schöner wie der andere!

Dann kamen wir an den Homer Tunnel, der auf 1219 Metern durch den Berg geschlagen wurde. Doch bevor wir uns in die Warteschlange stellten (eine Ampelanlage regelt dort den Verkehr und lässt abwechselnd alle 15 Minuten den Verkehr von einer Seite einfahren – ab 18 Uhr wieder beidseitig), parkten wir am Straßenrand, um ein kurzes Stück am Nature Walk entlang zu gehen. Wir bekamen einen tollen Blick auf Berggipfel, schneebedeckt.

Auf der linken Straßenseite hatte Gletschereis bizarre Formen angenommen. So ist durch den Schmelzvorgang ein riesiger Tunnel entstanden, das sah unglaublich aus, diese Dimensionen kann man sich kaum vorstellen. Man wurde fast (!) dazu verleitet, ein paar Schritte hineinzulaufen. Doch unübersehbare Warnschilder wiesen auf die Gefahr von herunter brechenden Eisbrocken hin. Wir bekamen sogar eine Livedemonstration zu sehen. Denn genau in dem Moment, als wir das Eis links neben dem Tunnel aus der Nähe fotografierten, lösten sich tatsächlich beachtliche Teile und fielen mit einem lauten Knacken und Krachen zu Boden. Wir sind ganz schön erschrocken!

Dann ging´s durch den Tunnel zum nächsten Touritreff – the Chasm. Ein kurzer Spaziergang von 20 Minuten und man bekommt von einer Holzbrücke aus, einen Fluss zu sehen, der über die Jahre hinweg eine sehr schöne Spalte in den Fels geschliffen hat. Ziemlich beeindruckend was Wasser alles kann.

Vor Horden an Touristen flüchtend fuhren wir schließlich zum Milford Sound. Wir parkten unseren Camper auf einem der zahlreichen Parkplätze und liefen dann zum Freshwater Basin, Visitor Terminal  und damit zur Bootsanlegestelle. Recht viel mehr gibt es hier auf eigene Faust auch nicht zu tun, wenn man keine Bootsfahrt oder einen Day-Walk auf dem Milford Track über einen der zahlreichen Veranstalter gebucht hat. Wir liefen also ein kurzes Stück den Milford Foreshore Boardwallk entlang und kauften im dortigen Café eine völlig überteuerte Flasche Wasser für die Kajak-Tour, da wir nur unhandliche 4-Liter-Kanister hatten, die wir schlecht mitnehmen konnten.

Und dann war es Zeit für´s Kajaken. An der Milford Sound Lodge trafen wir Ben, unseren Kiwi-Kajak-Guide sowie ein australisches Pärchen aus Sydney (witziger weise auch beides Sozialpädagogen, so hätte die Tour schon fast den Charakter von Abenteuerpädagogik annehmen können 😉 ) und ein neuseeländisches Pärchen aus Christchurch. Wir waren also eine nette, kleine Gruppe von 7 Personen. Wir füllten zunächst die Teilnehmerdetails und den Haftungsausschuss aus (jawohl, wer ertrinkt ist selbst schuld…), bevor wir dann zum Base-Camp am Ufer fuhren, um uns dort in super-sexy Outfits zu werfen: geringelte Thermo-Leggings und Shirts, Gummi-Jacke, Rettungsweste, Shorts und “Gummi-Verschluss (keine Ahnung, wie dieses Teil heißt, das man sich umschnallt und womit man dann die “Einstiegsluke” vom Kajak abdichtet)! Wir sahen alle genial aus! Umgezogen haben wir uns übrigens im “Nude-Tunnel”, die Kiwis sind doch immer für eine Witzigkeit zu haben!!

Dann ging es nach einer kurzen Einführung, wie wir mit den Paddeln hantieren müssen, aufs Boot, mit welchem Rosco, der Besitzer, uns raus auf den Milford Sound schipperte. Und dann gab es kein Entrinnen mehr, die Doppel-Kajaks wurden ins Wasser gelassen, Ruder eingestellt und wir stiegen ein. Stefan saß als Steuermann hinten und musste mit seinen großen Füßen die mini-kleinen Ruder im Fußraum des Kajaks bedienen, ich saß vorne. Und dann machten wir die ersten Paddleversuche. Man bekommt einigermaßen schnell ein Gefühl dafür, wie man die Paddel eintauchen muss und vor allem, im gleichen Rhythmus zu paddeln. Das klappte mal besser, mal schlechter, machte aber jede Menge Spaß und ich denke, wir machten gar keine so schlechte Figur!

Als alle gut zurecht kamen, ruderten wir zu den Stirling Falls, 151 Meter hohen Wasserfällen. Man, sahen die toll aus, wie überhaupt der gesamte Milford Sound mit seinen hohen Bergen, die sich hier aus dem Meer erheben. Ben, unser Guide, riet uns, nun die Sonnenbrillen und Hut abzunehmen, da wir nun direkt in den Wasserfall paddeln würden. Außerdem meinte er, wir sollten nicht aufhören zu paddeln, wenn wir im Wasserfall sind, denn der Wind dort ist nicht ohne…

Und so legten wir los, ab durch die Mitte und rein in den Wasserfall! Wie genial! In der Tat wurde es immer windiger, je näher wir den Wassermassen der Stirling Falls kamen, und das Paddeln kostete ganz schön Muskelkraft! Wir waren tropfnass, als wir die “Wasserfallunterquerung” hinter uns hatten. Aber es war so toll, denn wann hat man schon die Gelegenheit, einen Wasserfall aus dieser Perspektive zu sehen? Es hatte sich sogar ein Regenbogen gebildet, und wir paddelten ein zweites Mal unten durch.

Nach diesem tollen Erlebnis ging unsere Kajaktour “Wind´n Waves” weiter, vorbei an sich auf Klippen sonnenden Robben und der gigantischen Landschaft.

Wir sahen den Mitre Peak, der 1682 Meter hohe Berg, der seine Bischofsmützen-ähnlichen Form wegen diesen Namen bekommen hat und mit einer der weltweit höchsten Berge ist, der sich aus dem Meer erhebt.

Und wir sahen den Mount Pembroke mit seinem Gletscher, ebenfalls mehr als beeindruckend.

Das Paddeln war ganz schön anstrengend, keine Frage, denn nachmittags kommt hier ein ganz schöner Wind auf, und die Wellen sind auch größer als tagsüber, aber schließlich war das ja Sea-Kayaking auf einem Meeresfjord und nicht in einem ruhigen See. Hin und wieder mussten wir auch mal rechts ran fahren, da die Ausflugsdampfer zurück in den Hafen oder hinaus aufs Meer wollten. Hier waren wir auch ein beliebtes Fotomotiv bei den Passagieren, besonders als wir durch den Wasserfall fuhren!

Wind und Wellen ließen sich aber auch toll nutzen. Z.B. zum “Kajak-Segeln”. Das funktionierte, indem wir unsere 3 Doppelkajaks nebeneinander lenkten. Wir waren die Mitte und hatten die Aufgabe, uns an den beiden Kajaks links und rechts festzuhalten, damit wir nicht auseinander driften konnten. Dann wurde ein Segel gespannt, das von den beiden hinteren, äußeren Steuermännern am senkrecht nach oben gehaltenen Paddel befestigt wurde, und von den beiden Mädels vorne an einer Schlaufe gehalten wurde. Der Wind leistete ganze Arbeit und wir sausten nur so über die Wellen! Ein riesen Spaß, aber es war auch ganz schön schwer, die Kajaks zu halten, und wir wurden noch mal richtig nass! Auch Surfen funktionierte, wenn man die Wellen richtig abgepasst hat und dann wie wild lospaddelte, um auf der Welle mit zu surfen.

Dann war Pause angesagt. In einer etwas ruhigeren Bucht, der Harrison Cove, fuhren wir wieder nebeneinander (so ist man einfach am stabilsten – in der Fachsprache auch Raft genannt), legten die Paddel quer über unsere Kajaks und holten unsere mitgebrachten Snacks raus. Bei uns Karotten und und Schoki. Ben hatte ein heißes Fruchtgetränk in Thermoskannen dabei, das wärmte uns und tat echt gut.

Nach ein bisschen Ausruhen ging die Paddelei dann auch schon weiter. Wir machten uns auf den Rückweg in Richtung Hafen im Freshwater-Basin. Die Wellen hatten ganz schön zugenommen und die Kajaks schaukelten jetzt nicht schlecht!

An den Bowen Falls machten wir kurz Halt um ein paar Fotos zu schiessen und um uns auf die allmählich untergehende Sonne vorzubereiten.

Als wir dann kurz vor dem Freshwater-Basin waren, wurde das Meer ruhiger, wir konnten die Sonne langsam hinter den Bergen bei Sinbad Gully verschwinden sehen und die traumhafte Landschaft noch einmal in Ruhe bewundern.

Einfach den Moment genießen. Seelenfutter, diese Idylle, die nun ganz ruhig und friedlich vor uns lag. Ohne die Hektik und den Lärm der der Touristenscharen und Ausflugsboote, denn nur noch wir waren jetzt auf dem Wasser. Einmalig toll und beeindruckend. Romantisch noch dazu.

Am Ufer stiegen wir dann aus unserem Doppelkajak, zogen unsere nassen Sachen aus und verabschiedeten uns von der wirklich netten Gruppe und Ben.

Fazit: die Tour war zwar super anstrengend, aber auch absolut toll. Mit dem Kajak auf dem Milford Sound zu paddeln und diese herrliche Landschaft aus diesem Blickwinkel zu betrachten ist schon eine einmalige Sache, und somit haben wir die 159 Dollar pro Person für dieses 5-stündige Erlebnis gerne bezahlt. Sicherlich sieht man noch viel mehr vom Milford Sound, wenn man eine Bootsfahrt unternimmt, denn dann fährt man vorbei am Dale Point (der nördliche “Eingang” zum Milford Sound vom offenen Meer aus, der von dort aus nur sehr schwer zu erkennen ist), Anita Bay (hätte ich natürlich gerne gesehen, wenn ich schon meinen Namen dafür ausleihe, hihi) bis zum St. Anne Point, an welchem ein Leuchtturm steht. Doch dafür fehlt einem halt dabei das sportliche und ein bisschen aufregendere Element des Kajakfahrens.

Wir gönnten uns nach dem Sporteln heute Nacht mal wieder einen “richtigen” Campingplatz. Wir suchten uns das Camp Gunn aus, das mit 20 Dollar pro Nacht recht günstig war und wirklich einer der für uns tollsten Plätze bisher war. Die Facilities waren zwar recht einfach, doch wenn man bedenkt, dass z.B. das Wasser hier mit Holz geheizt werden muss, da es keine Stromleitung gibt sondern nur einen Generator, war das alles mehr als in Ordnung. Die Stellplätze waren sehr groß und toll angeordnet, und über den gesamten Platz verteilt fanden sich nette, kleine Kuriositäten wie Stonehenge (ein Steinhaufen) oder einen witzigen Wegweiser (kleine Erklärung: Wong Way ist ein Straßenname in Te Anau, wobei man unweigerlich denkt, dass hier das “r” vergessen wurde), sowie eine amerikanische Atombombe, welche von dem neuseeländischem Premier-Minister entschärft worden ist (ob die wohl echt ist?!?). Sehr empfehlenswert und super nette Besitzer!

Nachdem wir uns schnell geduscht und eine Suppe warm gemacht haben, ging´s dann auch gleich ins Land der Träume.

Wort des Tages: Kajakausflug